Die Energie- und Versorgungswirtschaft ist je her eine schnelllebige Branche, die flexibel auf Anpassungen in der Regulatorik reagieren muss. Besonders im Bereich der Marktkommunikation müssen die Marktteilnehmer anpassungsfähig sein. Mit der MaCo Cloud (SAP Market Communication for Utilities (MaCo) Cloud ) bietet SAP eine Software-as-a-Service-Lösung als Erweiterung des S/4HANA Utilities an, die speziell für die Versorgungsindustrie konzipiert wurde.
Die Architektur schafft eine klare Trennung zwischen dem Business-System und der MaCo Cloud durch die Verlagerung der Markkommunikationsprozesse in die Cloud. Regulatorische Anforderungen und die ständig wandelnden Datenformate, ohne Auswirkungen auf den Business-Prozess werden durch die MaCo Cloud zuverlässig abgedeckt und entlasten die Marktpartner bei Anpassungen.
Welchen Vorteil bringt die Systemtrennung?
Da die Marktkommunikation in die Cloud ausgelagert ist, können regulatorische Anpassungen oder Änderungen in den Kommunikationsformaten zentral von SAP als Service umgesetzt werden. Dies bedeutet, dass einzelne Marktpartner ihre Business-Systeme nicht mehr eigenständig anpassen müssen, sobald neue Vorgaben oder Standards greifen. Stattdessen werden alle notwendigen Updates zentral umgesetzt. Unternehmen profitieren so von einem reduzierten Update-Aufwand. Dies entlastet nicht nur die IT-Abteilungen, sondern minimiert auch die Ausfallzeiten, die bei traditionellen Update-Prozessen häufig entstehen.
Mit dem SaaS Ansatz profitieren Marktteilnehmer außerdem von einer kontinuierlichen Weiterentwicklung der Lösung. SAP kann neue Funktionalitäten oder Verbesserungen zentral implementieren und automatisch allen Nutzern zur Verfügung stellen. Unternehmen bleiben damit jederzeit kompatibel mit den neuesten Branchenstandards, ohne dass sie eigenständig für Wartung und Aktualisierung der Marktkommunikation sorgen müssen.
Der Kunde hat weiterhin die Wahl, sein Business System auf einem On-Premise-System zu betreiben und dabei flexibel Anpassungen durch sogenannte Enhancement Spots vorzunehmen. Diese Anpassungspunkte ermöglichen es, eigene Schritte in die Prozesse zu integrieren und so individuelle Geschäftsanforderungen umzusetzen.
Welche Herausforderungen bringt die MaCo Cloud mit sich?
Trotz ihrer Vorteile bringt die Einführung der MaCo Cloud auch Herausforderungen mit sich, die Unternehmen nicht außer Acht lassen sollten. Eine zentrale Kritik ist die Abhängigkeit von SAP als Anbieter, da Anpassungen oder Änderungen vollständig in dessen Kontrolle liegen und Unternehmen dadurch weniger flexibel agieren können. Zudem können die laufenden Kosten der SaaS-Lösung langfristig höher ausfallen als die einer On-Premise-Alternative, insbesondere bei intensiver Nutzung. Auch die eingeschränkten Anpassungsmöglichkeiten, trotz der bereitgestellten „Customer Extensions“, können für Unternehmen mit spezifischen Anforderungen problematisch sein.
Wie läuft das ganze nun ab?
Für jeden Prozess im Business-System existiert ein paralleler Prozess in der Cloud, die miteinander kommunizieren. Prozess-lDs im Businesssystem werden mit einem *B* und im MaCo Cloud System mit *C* gekennzeichnet.
Die Prozesse sowohl im Business-System als auch in der MaCo Cloud werden durch das Application Process Engine (APE) Framework abgebildet. Über die Common Access Reference (CAR) werden alle Prozesse und Dokumente miteinander verbunden, sodass eine konsistente Kommunikation in nahezu Echtzeit stattfinden kann und sich zusammengehörende Prozesse einfacher identifizieren lassen. Anstelle der früher verwendeten iDocs erfolgt die Datenübertragung nun mithilfe von sogenannten Transferdokumenten. Transferdokumente sind strukturierte Datensätze, die alle notwendigen Informationen in einem von SAP definierten Format enthalten – entweder für die Weiterverarbeitung im Business-System oder für die Übertragung an die Cloud. Von dort aus können die Daten dann in das für die Marktkommunikation notwendige EDIFACT-Format umgewandelt werden. Dies ermöglicht eine standardisierte Datenübertragung zwischen den Systemen, die speziell auf die Anforderungen der Marktkommunikation zugeschnitten ist.
Welche Prozesse laufen in welchem System ab?
Im Business-System werden alle wichtigen Geschäftsprozesse – wie der Lieferbeginn, Änderungen von Stammdaten und Kundenvorgänge – ausgeführt, während die MaCo Cloud als dediziertes Marktkommunikationssystem agiert. Hier laufen prozessrelevante Prüfungen, die Überwachung von Fristen sowie die Erstellung und Übertragung von EDIFACT-Nachrichten, unterstützt durch die Middleware-Komponente Market Message Transfer (MMT). In der Cloud findet auch das CONTRL und APERAK Handling statt egal ob es sich um eine ausgehende oder eingehende Nachricht handelt.
Auslöser der Prozesse kann hierbei sowohl die Cloud sein, etwa durch eine eingehende Nachricht, als auch beispielsweise eine Stammdatenänderung im kaufmännischen System.
Am Beispiel Lieferbeginn (Sicht Neuer Lieferant) läuft das ganze so ab:
Der Prozess startet im Business-System des neuen Lieferanten, wenn eine Kundenanmeldung eingeht. Es wird ein Prozessdokument angelegt, das den Ablauf dokumentiert und den Prozessstatus festhält. Innerhalb des Business-Systems durchläuft der Lieferbeginn zunächst kundenspezifische Schritte, wie etwa Prüfungen der Vertragsdaten oder Validierungen. Zusätzlich wird überprüft, ob eine Abmeldung des bisherigen Lieferanten beim Netzbetreiber erforderlich ist.
Nachdem diese Prüfungen abgeschlossen sind, wird ein Prozess in der MaCo Cloud gestartet. Dafür sendet das Business-System eine entsprechende Nachricht an die MaCo Cloud, die den Prozess anstößt.
Falls eine Abmeldung des bisherigen Lieferanten erforderlich ist, erstellt die MaCo Cloud die entsprechende Nachricht an den Netzbetreiber. Die MaCo Cloud kümmert sich dabei um die vollständige Abwicklung der Marktkommunikation, einschließlich der Erstellung und des Versands der Nachricht im EDIFACT-Format sowie um das Handling der Rückmeldungen (CONTRL und APERAK).
Wenn der Netzbetreiber ein abweichendes Lieferbeginn-Datum zurückmeldet, wird dieses Datum automatisch in der MaCo Cloud angepasst. Die synchronisierten Daten werden anschließend in das Business-System zurückgespielt, sodass dort stets aktuelle und korrekte Informationen vorliegen. Die Rückmeldung des Netzbetreibers wird von der MaCo Cloud bereits in einem für das Business-System verständlichen Format aufbereitet, was den Integrationsaufwand erheblich reduziert.
Anschließend wird der Prozess im Business-System fortgesetzt. Dort erfolgen abschließende Prüfungen, beispielsweise die finale Validierung der Vertragsdaten. Nach erfolgreichem Abschluss dieser Prüfungen wird der Lieferbeginnprozess als abgeschlossen markiert.
Welche Erkenntnisse lassen sich daraus ableiten?
Zusammengefasst ermöglicht das Zusammenspiel von Business-System und MaCo Cloud eine effiziente und regulatorisch konforme Abwicklung von Geschäftsprozessen in der Energie- und Versorgungswirtschaft. Die klare Trennung der Systeme entlastet das Business-System, während die MaCo Cloud die Marktkommunikation zentralisiert und automatisiert. Dadurch wird die Fehleranfälligkeit reduziert, die Anpassung an regulatorische Änderungen erleichtert und eine zukunftssichere Verarbeitung gewährleistet. Dieses Modell optimiert die Zusammenarbeit zwischen Marktteilnehmern und steigert die Effizienz der gesamten, unternehmensübergreifenden Prozesslandschaft.Allerdings bringen Abhängigkeit von SAP, laufende Kosten und begrenzte Anpassungsmöglichkeiten auch Herausforderungen mit sich.
Wenn Sie mehr über die Möglichkeiten der Maco Cloud erfahren möchten, stehen wir Ihnen mit unserer Expertise gerne beratend zur Seite. Kontaktieren Sie uns, um gemeinsam für Ihr Unternehmen die optimalen Lösung zu entwickeln.